Internet verbraucht mehr Energie als Deutschland

Spätestens seit die Energiepreise in die Höhe schießen, sucht wohl jeder nach Ideen, den Verbrauch zu optimieren. Das hat nicht nur mit Kosten, sondern auch mit Klima zu tun, wenn fossile Energieträger die benötigte Energie bereitstellen. Wer sich weder Solarzellen aufs Dach noch eine Wärmepumpe vors Haus stellen kann, für den gibt es nur einen Ausweg: Energie sparen.

Fridays for Future hat das Thema Klima in alle Köpfe gebracht, die Energiekrise hat die Anstrengungen, vom CO2 wegzukommen, auf rigorose Weise unterstützt. Jetzt soll die Energie aber grün sein und schon geht der Streit los. Dabei haben Verbraucher schon jetzt die Hand am Drücker, wenn sie wissen, wo weltweit extrem viel Energie verbraucht wird und in der Folge Kohlendioxid entsteht: im Internet.

Wäre das Internet ein Land …

Die tägliche Nutzung des Internets und der dort angebotenen Dienste verschlingt so viel Energie, dass es nach China, den USA, Indien, Russland und Japan Platz sechs der größten CO2-Emittenten nach Ländern einnehmen würde. Deutschland hingegen liegt in diesem Ranking ohne das Internet auf Platz sieben, wie statista für das Jahr 2021 [https://t1p.de/kp89m] festgestellt hat. Diese ungeheure Menge Energie verbrauchen Nutzer gar nicht am heimischen Gerät, sondern ganz woanders.

Eine unübersehbare Flotte von Servern speichert unsere Daten. Das können E-Mails sein oder Streaming-Filme. Auch Spiele erfordern extrem hohe Serverkapazität, genau wie Cloud-Dienste für Unternehmen. In Social Media ist der Datenstrom ununterbrochen. Der verursacht sehr viel weniger als manche denken. Spam hingegen ist ein wahrer Energiefresser, denn davon gibt es viel. Das alles ist tatsächlich noch harmlos im Vergleich zu einer einzigen Bitcoin-Transaktion. Die erzeugt sage und schreibe 313.000 g CO2. Das ist so viel wie ein durchschnittlicher Pkw auf über 2000 km verursacht.

Wie lässt sich der Stromverbrauch senken?

Manche Maßnahmen sind simpel. Jetzt schon damit anzufangen ist genau der richtige Zeitpunkt, bevor die Digitalisierung so richtig Fahrt aufnimmt. Das macht bereits einen Unterschied beim digitalen Informationsaustausch:

• Spamfilter reduzieren unerwünschte E-Mails, die sonst Speicherplatz einnehmen. Gleichzeitig verringern sich die Chancen für Cyber-Kriminelle. Das schont nicht nur die Umwelt, sondern auch die Nerven.
• Gelesene und nicht mehr aktuelle E-Mails zu löschen, spart Speicherplatz auf dem Server des Anbieters und reduziert den Energieverbrauch.
• Papierkorb leeren. Es sieht zwar ordentlich aus, wenn alles in die digitale Mülltonne verschoben ist, doch wirklich weg ist der Datenmüll nicht. Für Programme und Apps ist der Papierkorb nur ein weiterer Ordner, der aktiv geleert werden muss. Unter Windows etwa ist dafür mit Rechtsklick auf das Symbol ein Menü zugänglich: „Papierkorb leeren“.
• Newsletter abonniert, weil der Einkauf dann billiger war? Newsletter machen einen erheblichen Anteil der eher unerwünschten Eingänge im E-Mail-Postfach aus. Ein Klick auf „abmelden“ – meist am Fuß des Newsletters – setzt dem ein Ende.
• Automatische Benachrichtigungen aus sozialen Medien sind eine Erfindung der Anbieter: Der Nutzer soll zurück auf die Plattform kommen. Das verbraucht unnötig Ressourcen beim Empfänger wie den Energieträgern.

Unternehmen können noch weitergehen und ihre Websites dahingehend optimieren, dass etwa Bilder nicht zu groß sind. Das zahlt übrigens auch in die Positionierung bei Google ein, denn die Suchmaschine honoriert schnell ladende Webseiten. Das geht nur mit kleinen Bildern und Videos. Überhaupt, wer im Internet surft und gern viele Tabs offen hat, geht ebenfalls großzügig mit Energie um. Lesezeichen schaffen Abhilfe, damit Links nicht verloren gehen, und verbrauchen im Vergleich zu einer offengehaltenen Website kaum Energie.

Die Zeche zahlt immer ein anderer

Der einzelne Internetnutzer hat erst einmal keine Kosten durch die Nutzung des Internets. Eine Anfrage bei Google kostet immerhin keinen Cent und deren Kosten finden sich nicht auf der eigenen Stromrechnung. Beim Internet-Provider sieht die Sache schon anders aus: Mit dem besteht in vielen Haushalten ein fester Vertrag zu monatlichen Fixkosten, die auch die Energiekosten beinhalten, die für die Server anfallen. Dann sind da noch kostenpflichtige Abos und viele Dienste wie die Online-Zeitung hinter der Bezahlschranke. Einen Teil dieser Kosten dürfte wohl jeder im Stillen der Stromrechnung hinzuzählen.

Woher also nehmen die kostenlosen Dienste das Geld? Von unseren Daten. Die Informationen, die jeder bei der Nutzung freiwillig von sich preisgibt, bilden die Basis für Werbung, die dann zu noch mehr Datenverkehr führt. Aus dieser Klemme kommen Nutzer aktuell noch nicht heraus. Auf alles andere ist Einflussnahme machbar. Etwa mit der Wahl der Suchmaschine. [i]Ecosia[/i] etwa pflanzt Bäume für jede Suche, die über die Plattform vorgenommen wird.

Weniger CO2 durch das Internet, mehr Technologie

Viele Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt und stellen die Weichen auf Grün. Manches darunter entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als Greenwashing. Bei der Herkunft des Stroms ist das aktuell schwer möglich, denn als grüner Strom wird nur das bezeichnet, was mithilfe regenerativer Energiequellen wie Wind, Wasser oder Sonne gewonnen wird. Anbieter, die sich in der Vergangenheit für einen Wechsel entschieden haben, betonen dies auf ihren Webseiten. So finden Nutzer recht einfach heraus, ob der Provider fossile Rohstoffe verheizt oder die Umwelt schont. Sonst erteilt hoffentlich der Service Auskunft. Jeder, der dann wechselt, stellt sicher, dass die Smart-City oder das Smart-Home nicht zum Umweltdesaster wird.

Das Internet erzeugt weitere indirekte Kosten durch die erforderlichen Geräte. Hier fallen nicht nur die Produktionskosten an, sondern zusätzlich der Transport auf dem Seeweg. Zudem muss es immer der neueste Trend sein, doch muss es das wirklich? Große Unternehmen leasen unter anderem mobile Geräte der Extraklasse für ihre Angestellten. Die kehren regelmäßig nach einem Jahr in den Kreislauf zurück. Generalüberholt sind sie dann beim Händler des Vertrauens für einen Bruchteil des Neuwerts erhältlich. Sogar mit Garantie. Für die private Nutzung sind diese Notebooks und Laptops schon fast überdimensioniert und danken es mit langer Lebensdauer.

Internetnutzer weltweit machen allein durch geringe Maßnahmen einen Unterschied. Fangen wir heute damit an.

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